04
Dez
2025
18:26 PM

Frühe Erwähnung synästhetischer Wahrnehmung in der Wissenschaft

Synästhesie ist kein neues Phänomen, sondern ein seit Jahrhunderten bekanntes Wahrnehmungsmerkmal, bei dem z. B. Klänge oder Buchstaben Farben oder Formen auslösen.

Die ersten schriftlichen Berichte stammen aus dem späten 17. Jahrhundert, etwa 1690 von dem englischen Arzt und einflussreichen Philosophen John Locke, der in seinem Aufsatz An Essay concerning human understanding einen Blinden beschrieb, der Trompetentöne mit der Farbe Scharlachrot verband. Im 18. Jahr­hundert folgten weitere Beobachtungen, wie 1710 von dem Augenarzt John Thomas Woolhouse über einen Blinden, der Klänge farbig und haptisch wahrnahm. Ein Fall von farbigem Hören und Farb-Graphem-Synästhesie wurde 1812 von Georg Ludwig Sachs in einer medizinischen Dissertation dokumentiert.

Sir Francis Galton (ein Cousin Charles Darwins) veröffentlichte 1880 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature“ einen Artikel über seine Beobachtungen zu synästhetischer Wahrnehmung sowie zu deren familiärer Häufung. Diesen kann man hier in der englischen Originalfassung lesen, mit einer anschließenden deutschsprachigen Zusammenfassung von Caroline Beier.

Der Begriff „Synästhesie“ geht auf den französischen Physiologen Alfred Vulpian (1866) zurück. Er etablierte sich aber erst nach und nach als Begriff für die neurophysiologische Variante der Wahrnehmung, bei der mehrere Sinnesmodalitäten durch neuronale Verknüpfungen verbunden sind.



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